Gegenwärtige Situation und Zukunftsaussichten für Bauexporte in die USA
Das deutsche Baugewerbe rechnet auch 2024 mit einer Stagnation, möglicherweise sogar mit einem leichten Umsatzrückgang. Hauptursache bleibt der rückläufige Wohnungsneubau. Für Unternehmen im Baugewerbe ergibt sich daraus die Frage, wo und wie sie Wachstumschancen erschließen können. Eine Möglichkeit liegt darin, den deutschsprachigen Markt intensiver zu bearbeiten, um die Marktdurchdringung zu erhöhen und Marktanteile von Wettbewerbern zu gewinnen. Alternativ können neue Marktsegmente durch zusätzliche Dienstleistungen oder Produkte in bestehenden Märkten erschlossen werden. Ebenso besteht die Option, in neue geografische Märkte zu expandieren – hierbei spielt der amerikanische Markt eine besondere Rolle. Grundvoraussetzung ist hierfür eine maßgeschneiderte Internationalisierungsstrategie von Industrieunternehmen, die zu allererst mit einer multilingualen Ansprache der eigenen Kundengruppen beginnt und in der Übersetzung technischer Dokumentationen der Produktgruppen endet. Das heißt Webseiten, Broschüren und Gebrauchsanweisungen übersetzen lassen, sowie das eigene Personal schulen.
Marktvorteile in den USA – der Status quo
Die Expansion in die USA oder die Ausweitung bestehender Aktivitäten stellt für viele Hersteller von Baumaterialien und andere Unternehmen in der Baubranche eine attraktive Wachstumsoption dar. Der US-Baumarkt ist mit einem Volumen von 2,1 Billionen US-Dollar nahezu fünfmal so groß wie der deutsche Markt (Stand 2023). Zudem wächst er, angetrieben durch Regierungsförderprogramme, viermal schneller als der deutsche Markt. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 verzeichnete der US-Hochbau einen nominalen Anstieg der Bauleistungen um über 7 Prozent. Ein lebhafter privater Konsum, eine gute Konjunktur und eine niedrige Arbeitslosigkeit sprechen für eine Fortsetzung dieser Entwicklung.
Am 7. November 2024 senkte die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Dies war die zweite Zinssenkung in diesem Jahr und erfolgte als Reaktion auf die weiter abnehmende Inflation im Land. Durch die niedrigeren Zinsen werden Kredite günstiger, was die Nachfrage ankurbeln dürfte. Es wird erwartet, dass insbesondere im Baugewerbe die Investitionen steigen. Unternehmen, die in die USA exportieren möchten, können von diesen Vorgängen profitieren.
Welche Entwicklungen ein positives Signal geben
Das Marktforschungsunternehmen FMI prognostiziert für den Bereich der Einfamilienhäuser bis 2028 ein jährliches Wachstum von 6 bis 7 Prozent bei den Bauleistungen. Große Hotelketten und Konzerne, darunter Disney, tätigen umfangreiche Investitionen, die in den kommenden Jahren die Branchenentwicklung positiv beeinflussen dürften. Zusätzliche Impulse werden durch Großereignisse wie die Fußballweltmeisterschaft 2026 und die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles erwartet. Laut Lodging Econometrics waren zum Ende des zweiten Quartals 2024 über 6.000 Hotelprojekte mit insgesamt mehr als 700.000 Zimmern in Planung, was einem Anstieg von 8 beziehungsweise 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und Sekundäreffekte auf Genussmittel wie Kaffee oder Tee, Tabak sowie der Food & Beverages Industrie haben wird.
Unter dem Infrastructure Development and Jobs Act (IIJA), der im November 2021 verabschiedet wurde, investieren die Vereinigten Staaten etwa 1.200 Milliarden US-Dollar in die Erweiterung und Modernisierung ihrer Infrastruktur. Von dieser Summe sind 550 Milliarden US-Dollar speziell für neue Projekte vorgesehen. Das Ausgabenprogramm konzentriert sich auf das Straßennetz, den Versorgungssektor und den Ausbau der IT-Netze in ländlichen Gebieten. Obwohl das Programm offiziell bis Ende 2026 läuft, wird sein Einfluss noch weit darüber hinausreichen. Projekte, die 2025 oder 2026 Fördermittel erhalten, werden voraussichtlich erst Anfang der 2030er-Jahre abgeschlossen sein.
Internationalisierung – ein wichtiger Faktor für Unternehmen
Internationalisierung ist ein zentraler Faktor für die Umsatzsteigerung und beschreibt das Wachstum über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Unternehmen, die in den USA Fuß fassen möchten, müssen dabei nicht nur ihre Produkte und Dienstleistungen teilweise anpassen, sondern auch entsprechende Organisationsstrukturen entwickeln.
Der klassische Export ist nur eine von vielen Internationalisierungsstrategien. Lizenzvergabe und Franchising bilden einen weiteren Ansatz der Internationalisierung. Hierbei verkauft ein Unternehmen Lizenzen zur Herstellung und zum Vertrieb seiner Produkte oder zur Nutzung seines Geschäftskonzepts, während die Lizenznehmer rechtlich unabhängige Unternehmen führen. Zur Etablierung eines eigenständigen Unternehmens ist auch die Gründung eines Joint Ventures mit einem lokalen Partner im Ausland eine bewährte Methode. Direkter wird die Internationalisierung durch die Errichtung einer Niederlassung, die fest zum Gesamtunternehmen gehört. Eine noch intensivere Form stellt die Gründung einer Tochtergesellschaft im Ausland dar, die zwar rechtlich unabhängig ist, aber unter der Kontrolle des Mutterunternehmens steht. Mit einer tieferen internationalen Integration erhöhen sich ebenfalls der erforderliche Aufwand, das Risiko und die Kontrollmöglichkeiten im Zielmarkt.
Welche Internationalisierungsstrategie für ein Unternehmen die richtige ist, hängt von vielen Aspekten ab. Eine Beratung durch ein spezialisiertes Unternehmen kann von Vorteil sein.