Eurobaustoff auf der Bau: „Erste Anzeichen einer Bodenbildung“

Auf der diesjährigen Bau, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme (13.–17. Januar in München), präsentiert sich die Eurobaustoff bereits zum neunten Mal als Aussteller. Die Einkaufskooperation „zeige mit dem Messestand auf der Bau wieder ‚Flagge für die Branche‘“, wird Geschäftsführer Dr. Eckard Kern in einer Mitteilung zitiert.

Im traditionellen Pressetalk gab die Eurobaustoff Geschäftsführung einen Einblick in die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Nach Einschätzung des Unternehmens habe sich die im Jahr 2023 begonnene Durststrecke auch in 2024 fortgesetzt, was bereits ein Blick auf jüngste Baugenehmigungszahlen belege. So meldete das Statistische Bundesamt, dass im Oktober 2024 deutschlandweit 18.600 Wohnungen genehmigt wurden – ein Minus von 18 Prozent gegenüber Oktober 2023. Von Januar bis Oktober 2024 reduzierte sich die Anzahl der genehmigten Wohnungen um 22,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Zahlen, die eine große Verunsicherung auf Seiten der Bauwilligen widerspiegeln und gleichzeitig zeigen, dass es nach wie vor an einer langfristig orientierten Wohnungsbaupolitik mit stabilen Rahmenbedingungen, einem vereinfachten, länderübergreifenden Baurecht sowie einer verlässlichen Wiederbelebung der Neubauförderung fehlt, um die aktuelle Baukrise zu überwinden und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, führte der Vorsitzende der Eurobaustoff Geschäftsführung in München aus.

„Auch die Eurobaustoff mit ihren 444 Gesellschaftern und 1.716 Standorten (Stand 12/24) konnte sich im Geschäftsjahr 2024 den von Dr. Kern bereits kurz skizzierten Rahmenbedingungen nicht entziehen: Zum 31. Dezember 2024 verzeichnete die Kooperation einen leichten Rückgang des zentral abgerechneten Einkaufsvolumens um 2,8 Prozent auf 7,5 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Eine Entwicklung, die sich auch in den einzelnen Warenbereichen mit unterschiedlichen Ausprägungen widerspiegelt“, erläuterte Geschäftsführer Jörg Hoffmann.

Erste Anzeichen einer Bodenbildung
„Dennoch sehen wir zum Jahreswechsel erste Anzeichen einer Bodenbildung. Die Baugenehmigungen sind zwar weiter rückläufig, aber die Bauzinsen haben sich stabilisiert und bewegen sich seitwärts, was zu einer leichten Belebung der Neukreditvergabe führt. Andererseits steht der vom Bevölkerungswachstum getriebenen Nachfrage eine nach wie vor geringe Bautätigkeit gegenüber. Auch im Sanierungsmarkt zeichnet sich eine Erholung ab. Für das Jahr 2025 gehen wir davon aus, dass dieses wichtige Marktsegment, insbesondere die energetische Sanierung, wieder an Fahrt gewinnt. Vor diesem Hintergrund blicken wir wieder etwas optimistischer auf das neue Geschäftsjahr. Sorgen bereiten uns allerdings die Insolvenzwelle, die auf die Branche zurollt, und die Finanzlöcher in den kommunalen Haushalten, die die aufkeimende Nachfrage erneut lähmen könnten“, sagt Dr. Kern.

Positiver beurteilt die Eurobaustoff Geschäftsführung hingegen das Ende der Ampel-Koalition und die anstehenden Neuwahlen. Nach Dr. Kerns Einschätzung spreche ein Blick auf die Zahlen eine deutliche Sprache und zeige, „dass es der Ampelregierung unter Bundeskanzler Scholz nicht gelungen ist, die Wohnungsnot in Deutschland zu lindern, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und somit den sozialen Sprengstoff, der sich dahinter verbirgt, zu entschärfen“. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine aktuelle Studie, die der BDB am Eröffnungstag der Bau zum Thema Wohneigentum schützt vor Altersarmut vorgestellt hatte.

Gleichzeitig betonte Dr. Kern, dass die Krise im Wohnungsbau aus volkswirtschaftlicher Sicht folgenschwere Auswirkungen habe. Er zitierte aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), nach der der Einbruch beim Wohnungsneubau zu billionenschweren Verlusten und erheblichen Steuerausfällen führe. 17 Prozent aller Steuereinnahmen in Deutschland stammten aus dem Wohnungsbau. Deshalb sei Bauen kein Kostenfaktor, sondern eine wichtige Zukunftsinvestition für die Politik, gerade wenn jeder siebte Steuer-Euro aus der Bauwirtschaft komme und angesichts des dringend benötigten Wohnraums in Deutschland.

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